Über berauschende Pflanzen & andere Substanzen

Donnerstag, 7. August 2014

Sceletium tortuosum (Kanna)

Sceletium tortuosum (Kanna)



Ist Sceletium tortuosum legal in Deutschland?
Sceletium tortuosum (im Folgenden Kanna) unterliegt nicht dem BtMG, fällt aber vermutlich unter die Definition von § 2 Abs. 1 des AMG. Das heißt, dass der Verkauf und der Anbau legal ist, lediglich die Weiterverarbeitung ist verboten.

Wie kann ich eine Kanna Pflanze erwerben?
Kanna wird in viele Onlineshops, aber auch in einer gut sortierten Gärtnerei mit exotischem Angebot verkauft. Aus persönlicher Erfahrung kann ich bisher nur Rühlemann's Onlineshop (mit Sitz nahe Bremen) empfehlen. Die Pflanze kam schnell an (Montags bestellt, Donnerstags angekommen) und war in einem gesunden Zustand.

Was mache ich mit der Pflanze wenn sie angekommen ist?
Als erstes steht die Frage im Raum ob umgetopft werden soll. Rühlemann's empfehlen das Umtopfen erst im Herbst, da sich sukkulente Pflanzen im Winter regenerieren. Umtopfen ist jedoch jeder Zeit möglich und meiner Meinung nach auch direkt wenn die Pflanze ankommt, da der Topf meistens bereits durchwurzelt ist.
Wie man richtig umtopft
Nach dem Umtopfen sollte auf jeden Fall einmal leicht gegossen werden, vor allem nach einem Versand mit der Post.

Soll Kanna im Garten oder im Zimmer stehen?
Kanna kann sowohl im Zimmer als auch im Garten stehen, jedoch ist die Pflege im Zimmer einfacher. Falls Kanna im Garten wachsen soll, pflanze sie am besten in einen Topf, der im Winter hereingeholt werden kann.

Welche Bedingungen stellt Kanna denn überhaupt? Und unter welchen Bedingungen wächst die Pflanze optimal?
Kanna braucht wenig Wasser, aber viel Sonne. Daher sollte ein Platz gesucht werden, an dem den ganzen Tag über viel Sonne ist (Südseite). Kanna mag es außerdem warm (immer >16°C) und liebt Temperaturen um die 25°C.

Welches Substrat ist denn am Besten und wie viel Wasser braucht Kanna?
Kanna zählt zwar zu den sukkulenten Pflanzen, meiner Erfahrung nach kommt sie aber mit normaler Erde besser klar. Für meine Kanna Pflanze nutze ich Compo Sana Qualitätsblumenerde. Zusätzlich habe ich eine dünne Blähtonschicht am Boden des Topfes für eine bessere Drainage aufgeschüttet.
Kanna braucht recht wenig Wasser, so das es reicht wenn ihr 1-2x alle 2 Wochen etwas gießt.
Wichtig beim Gießen ist auch, dass keine Staunässe entsteht. Eine gute Drainage (große Löcher im Topfboden) ist vor allem bei Sukkulenten pflicht. Eventuell verzichtet ihr auch auf einen Übertopf, denn dieser ist die häufigste Quelle von Staunässe.

Wie überwintere ich Kanna?
Kanna braucht im Winter fast kein Wasser. Gießen sollte wirklich nur leicht ungefähr alle 3 Wochen gegossen werden. Ich weiß das ist schwer die Finger von der Pflanze zu lassen, schließlich möchte man ihr nur Gutes, aber ihr tut damit der Pflanze am Besten. Bei zu viel Wasser werden Triebe gebildet die sie selber nicht versorgen kann, diese sterben dann nach kürzester Zeit wieder ab. Mit Temperaturen >16°C und so viel Licht wie möglich übersteht auch eure Kanna den Winter!

Muss ich Kanna düngen?
Kanna ist sehr genügsam was Nährstoffe angeht. Die in der Erde bereits zugeführten Dünger sind ausreichend. Lediglich in Ausnahmefällen sollte zu einem leichten NPK-Dünger gegriffen werden.

Ist Kanna frostfest?
Kanna ist nicht frostfest und sehr empfindlich gegenüber kalten Temperaturen. Eine warme Überwinterung sollte daher ermöglicht werden.

Wie ernte ich Kanna?
Kanna sollte mindestens ein halbes Jahr bei euch gewachsen sein (also ohne die Zeit die die Pflanze in der Gärtnerei verbracht hat) bevor die Pflanze geerntet wird. Damit die Pflanze die Ernte überlebt, sollten immer nur einzelne Blätter oder Triebe entfernt werden. Grundsätzlich sind alle Teile der Pflanze psychoaktiv, der Wirkstoffgehalt soll jedoch während der Blüte am höchsten sein. Ein paar Wochen bis zur nächsten Ernte solltet ihr warten.
Das frische Material sollte anschließend fermentiert werden, um die giftige Oxalsäure loszuwerden. Dazu geht ihr am Besten nach folgender Anleitung vor: http://herbalistics.com.au/preparation-of-kanna-from-sceletium-tortuosum/ Wichtig! Fügt einen Löffel Salz hinzu, um der Gefahr des Verschimmelns vorzubeugen.
Die anschließende Lagerung sollte in einem Glasgefäß an einem dunklen Platz geschehen.

Wie wird Kanna verwendet?
Kanna wird häufig als Verstärker für verschiedenste Substanzen verwendet. Der Hauptwirkstoff, Mesmbrin, ist ein Alkaloid das mit vielen Wirkstoffen gut harmoniert, obwohl es alleine eingenommen nur eine subtile Wirkung hat.

Kann ich die Wirkstoffe von Kanna extrahieren/potenzieren?

Wie konsumiere ich Kanna?
Vor dem Konsum ist darauf zu achten, dass die Blätter wirklich trocken sind, da in frischen Blättern die giftige Oxalsäure vorhanden ist! Bei Sukkulenten kann der Trocknungsprozess eine Weile dauern.
Kanna kann dann entweder geraucht, gegessen oder geschnupft werden.

Rauchen
Ebenfalls pulverisiert aber auch getrocknet kann Kanna auch in einem (pur) Joint geraucht werden. Um zu vermeiden das das Pulver durch den Filter kommt, könnt ihr erst etwas Tabak in den Joint packen.
Nasal
Pulverisiert kann man Kanna schnupfen, eine Mengenempfehlung ist jedoch schwer zu machen. Es gibt Menschen denen reicht es 20 mg zu schnupfen, andere bevorzugen 150 mg. Eine große Messerspitze ist aber ein guter Richtwert.
Oral
Bei oralem Konsum kann man sich an folgenden Werten orientieren:
S: 200-400 mg
M: 400-600 mg
L: 600-1000 mg
XL: 1000-2000 mg
Bei der traditionellen Konsumform werden die (getrockneten) Blätter mit etwas Alkohol im Mund gehalten. Durch die Schleimhäute gelangen die Wirkstoffe, u.a. Mesembrin, dann mit dem Alkohol schnell in unseren Körper. Abgewandelt kann man das Pulver auch in einem Schnapsglas mit Hochprozentigem leicht bedecken, etwa 5-10 Minuten warten und diesen trinken.

Eine gefährliche Überdosis ist bisher nicht bekannt, jedoch sollte man sich trotzdem langsam herantasten, da jeder Mensch von Natur aus eine unterschiedliche Toleranz gegenüber Substanzen hat.
Eine Toleranz bildet sich nach etwa 3 Tagen Dauerkonsum, verfliegt aber schnell wenn man ein paar Tage pausiert.
Ein Suchtpotenzial ist bei gelegentlichem Konsum eher gering einzustufen, bei längerem Konsum (täglich über mehrere Monate hinweg) kann wie bei Cannabis eine psychische Abhängigkeit entstehen, es sind aber auch Fälle mit Langzeitkonsum ohne Abhängigkeit bekannt. Diese sollte bei mehrwöchigem Absetzen jedoch ohne Entzugserscheinungen zu behandeln sein.

Wie wirkt Kanna?
Generell lassen sich die Wirkungen in Konsummenge unterteilen:
Kleine Menge: leichte Euphorie, Kribbeln am Körper, leichte Gleichgültigkeit, leichte Konzentrationssteigerung, Gelassenheit, Wachmacher
Große Menge: Verwirrtheit, starke Euphorie, Bewegungsdrang, Nervosität, Farb-, Ton- und Tastintensivierung, leichte Übelkeit (bei "Überdosis")

Die Wirkung hält je nachdem wie viel konsumiert wurde unterschiedlich lang an. Eine kleine Dosis hält ca. 10-20 Minuten an, eine höhere Dosis kann auch mehrere Stunden anhalten.
Die recht sanfte Wirkung lässt sich in Kombination mit Alkohol (geringe Mengen wie 1 Bier reicht) verstärken (siehe oben).

Weiteres:
- Kanna wird oft als natürliches Antidepressivum beschrieben
- Der nasale Konsum bringt oft mehr positive Emotionen wie der orale Konsum, das Pulver stört im Nasen-Rachenraum aber letztlich mehr als das es Wirkung bringt
- Kanna kann sich bei jedem Menschen in komplett andere Richtungen entwickeln
- Kanna ist, ähnlich wie andere Substanzen (wenn auch nicht so stark), vom Set & Setting abhängig → Set & Setting

Tripberichte "Kanna"

Hat Kanna Nebenwirkungen?
Kanna erhöht den Blutdruck und sollte daher nicht bei zu hohem Blutdruck konsumiert werden. Außerdem kann es zu Übelkeit, Kopfschmerzen und bei einer Überdosierung in seltenen Fällen zu Angst und Herzklopfen kommen.

Gibt es Wechselwirkungen?
In Kombination mit Alkohol und/oder Cannabis steigert Kanna deren Wirkung.

Kanna + Cannabis/Räuchermischungen = deutlich stärkere psychedelische Wirkung
Kanna + 2 Bier = deutlicher Euphorie-Schub
Kanna + Lotusblume/Löwenohr = deutlicherer Effekt der beiden Pflanzen

Warnung! Hochpotente Pflanzen wie Salvia oder Nachtschattengewächse sollten NICHT mit Kanna konsumiert werden, denn da gibt es nichts was noch verstärkt werden müsste!



Quellen:
u.a. http://www.entheobotanik.net/viewtopic.php?f=6&t=117&p=11070

5 Kommentare:

  1. "Kanna wird oft als natürliches Antidepressivum beschrieben"
    Können bei gelegentlichem Konsum nicht im nachhinein Depressionen und Stimmungsschwankungen verstärkt werden??
    Bei modernen Antidepressiva gibt es zB. keine Toleranz wie es bei Kanna der Fall ist.

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    1. Das kann ich dir leider nicht beantworten, tut mir leid. Hier findest du weitere Informationen dazu: https://www.sceletium.org/index.html#contraindications
      Zitat: "Sceletium is used to rebalance the brain and nervous system and thereby relieve symptoms of depression. Combined with other well known herbs, this formulation has been proven to be extremely effective and safe."

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  2. Hey hab mal ne Frage :)
    Bildet die Pflanze überhaupt ausreichend Alkaloide wenn man sie in Deutschland anbaut ? Also kann man wenn man sie fermentiert die Wirkung erwarten die man gewöhnt ist von Südafrikanischem Kannapulver?

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    1. Ich kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber ein Freund hat bestätigt das auch in Deutschland gewachsenes Kanna durchaus potent ist!
      LG
      Florian

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  3. Hallo,
    Meine Pflanze hat es diesen Winter leider nicht gepackt.
    Auf einmal fingen die Blätter an abzusterben und danach "verholzte" sich die komplette Pflanze bzw ging ein und wurde so brüchig dass die Stiele fast von alleine abbrachen.
    Fand ich sehr schade da sie über den Sommer und Herbst sehr wuchs und sich wohl fühlte.
    Ist Kanna in unserem Breitengrad schwer über den Winter zu bringen?

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